Jeder, der eine Immobilie kaufen oder verkaufen will, kennt die drei finalen preisbestimmenden Kriterien: Lage, Lage und nochmals Lage. So richtig hilft diese Information Ihnen nicht weiter. Wie wird eine «gute Lage» definiert? Wie finde ich heraus, ob es sich um eine wirklich gute Lage handelt?
Was will ich?
Um selber einen Schritt weiterzukommen, können Sie sich folgende Fragen stellen: In welcher Umgebung fühle ich mich besonders wohl? Brauche ich Fernsicht? Stört es mich, wenn das nächste Haus in nur zehn Metern Entfernung steht? Bevorzuge ich Morgen oder Abendsonne? Wie weit darf meine Arbeitsstelle entfernt sein? Haben Kinder einen nahen und sicheren Schulweg? Gibt es Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf in der Umgebung? Gibt es einen ÖV-Anschluss?
Mikrolage – Makrolage
Die Qualität der Lage vom näheren und weiteren Umfeld ist wie vorgängig beschrieben von den persönlichen Ansprüchen und Vorlieben wie auch vom Lebensalter abhängig. Junge Singles und Familien haben ganz andere Ansprüche an ihr Umfeld als ältere Personen. So wird die Nähe zum öffentlichen Verkehr, zur nächsten Einkaufsmöglichkeit, zu Post, Bank und Arztpraxen für Silver Ager immer wichtiger. Ganz im Gegensatz zu Familien, welche die Nähe zu Schulen, Spielplätzen, Freizeit- und Sportanlagen suchen. Solche Kriterien sind wertbestimmend und beziehen sich jeweils auf bestimmte Käufergruppen. Auf jeden Fall sollten Sie bei der Immobilienevaluation nicht nur isoliert das direkte Umfeld betrachten, sondern auch die weitere Umgebung mit einbeziehen.
Lagequalität
Qualitäten einer guten Lage können wie folgt umschrieben werden: Sind sowohl zentral als auch ruhig. Gute Fernsicht, viel Freiräume mit gepflegter Umgebung. Gutes Image der Gemeinde und des Quartieres und eine optimale Verkehrsanbindung gelten allgemein als positiv und begehrenswert.
Qualitäten (k)einer guten Lage sind: Sport- und Freizeitanlagen, landwirtschaftliche Betriebe, Tierheime, Kläranlagen und Gewerbebetriebe in der Nachbarschaft können unangenehmen Geruch, starken Verkehr oder viel Lärm mit sich bringen. Nahe gelegene Strassen, Auto- und Eisenbahnen werden als störend empfunden. Dasselbe gilt auch für Gastronomiebetriebe, Trendlokale, grössere Parkplätze, Tankstellen-Shops, Bankomaten und Einkaufsgeschäfte mit Anlieferzeiten in den frühen Morgen- und Abendstunden. Standorte mit direktem sichtkontakt zu Hochspannungsleitungen und Mobilfunkantennen.
Abschliessend kann festgestellt werden, dass Lagen und Kriterien, die man selbst vielleicht gut oder als sehr gut, möglicherweise sogar als sympathisch empfindet und wertet, für andere ein absolutes No-go-Kriterium darstellen.
Eierlegende Wollmilchsau
Die absolute Toplage, wie sie in den Hochglanz-Verkaufsbroschüren angepriesen werden, gibt es nicht. Irgendeinen Kompromiss müssen Sie immer eingehen. Eine ruhig gelegene Immobilie mit unverbaubarer See- und Bergsicht in Zentrumslage mit Anschluss an den öV gibt es nun mal definitiv nicht. Falls doch, wäre das etwa das Gleiche, wie wenn ein Bauer auf dem Markt eine eierlegende Wollmilchsau anpreisen würde!
Dieser Artikel erschien am 05.01.2017 als Immobilientipp in der Sempacher Woche.